Perchtoldsdorf wurde im Lauf seiner Geschichte mehrmals von Großbränden heimgesucht. Eine Brandgefahr ergab sich jederzeit durch die aus Holz gebauten Häuser, die dicht aneinander gereiht in schmalen Gassen standen. Durch hölzerne Stiegen und Gänge waren sie verbunden und mit Holzschindeln gedeckt, da eine Ziegeldeckung mehr als das Doppelte kostete. Ein ausgebrochenes Feuer konnte in so einer Situation kaum wirksam bekämpft werden. Offene Feuerstätten waren eine große Risikoquelle, genauso wie die Beleuchtung des Hauses mittels Kienspane, die oft nur in ein Loch in der Wand gesteckt wurden. Man begegnete in dieser Zeit der Brandverhütung und Brandbekämpfung mit Bestimmungen und Verordnungen. Die Leopoldinische Feuerverordnung aus 1688, sowie die von Maria Theresia erlassene Nachfolgebestimmung 1759 wurden auch in unserem Ort umgesetzt. In diesen Verordnungen wurden die Bürger zur Mithilfe bei der Brandbekämpfung verpflichtet. Die neue Perchtoldsdorfer Feuerordnung von 1782 setzte sich nicht nur die Verhinderung, sondern auch das, schleunigste" Löschen von Bränden zum Ziel. Der Rat des Marktes Perchtoldsdorf erstellte bereits weit vor 1782 einige detaillierte „Feuerlöschordnungsspecificationen" und über Anordnung Josephs II. entstand in weiterer Folge eine als vorbildlich geltende„ ,Löschordnung". 1785 planten die Gemeindeväter eine große, zwölfeimerige, vierrädrige, mit einem Wendestrahlrohr versehene Kastenspritze als „ große Spritze" anzuschaffen. 1786 wurde die Spritze beim Kupferschmied Anton Schauer aus Wien in Auftrag gegeben und sie stand fast 100 Jahre im Dienst. Zuletzt kam sie bei einem Brand in der Wienergasse am 2. August 1883 zum Einsatz.


Perchtoldsdorf litt in den Jahren 1811, 1826, 1841, 1847, 1854 und 1868 unter Bränden unterschiedlichen Ausmaßes. 1869 erfolgte als Konsequenz daraus die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Nach mündlicher Überlieferung erfolgte die Gründung der Wehr durch den Bürgermeister Franz Botzenhart und Carl Jüttner sowie Leopold Hudribusch. Carl Jüttner wurde zum Feuerwehrkommandanten gewählt. Das mit einer Übung verbundene Gründungsfest fand auf einer Wiese in der Mühlgasse statt.

Seit ihrer Gründungsphase macht die Freiwillige Feuerwehr Perchtoldsdorf vom Gemeindewappen Gebrauch, das auf die Initiative von Beatrix von Zollern, der in der Perchtoldsdorfer Burg residierenden Witwe Herzog Albrechts Ill., Anfang des 15. Jahrhunderts zurückgeht. Bürgermeister Mathias Begrisch bezeichnet die Wehr als „ gut organisiertes und discipliniertes Corps", dem ab 1874 der Gebrauch des Wappens gestattet wurde.

1892 kam es zur Gründung einer Feuerwehrkapelle, als deren erster Kapellmeister der Komponist Georg Holzer fungierte. Die Feuerwehrkapelle war verpflichtet, dem Ruf des Kommandos jederzeit Folge zu leisten und die ausrückende Feuerwehr bei feierlichen Anlässen wie Auferstehungs- und Fronleichnamsfeier zu begleiten. Auf Kapellmeister Holzer folgte Josef Bäunard und im Jahr 1909 Adolf Nowak.

Das weitere Schicksal dieser Feuerwehrkapelle ist leider nicht bekannt, 1922, kam es jedenfalls zu einer Neugründung, später löste sich die Feuerwehrkapelle ganz auf.

Um 1900 zählte die Marktgemeinde bereits über 5000 Einwohner, 878 Häuser, war durch den steigenden Fremdenverkehr zu Wohlstand gekommen und verfügte über eine als tüchtig sowie diszipliniert geltende Feuerwehr.

Anfang des 20. Jahrhunderts konnten sich nur wenige Gemeinden eine teure Dampfspritze leisten, aber immerhin verfügten bereits drei Vororte von Wien über ein derartig modernes Löschfahrzeug. Perchtoldsdorf, wie viele andere Gemeinden, musste noch mit den allerdings verbesserten herkömmlichen Handdruckspritzen löschen. Da die Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt finanziell sehr gut aufgestellt war, beschloss man, bei der Firma Kernreuter in Wien eine Dampfspritze anzukaufen. Da Konstrukteur Friedrich Kernreuter wusste, dass eine Dampfspritze lange Zeit brauchte bis sie betriebsbereit war, baute er eine kombinierte Handdruck-Dampfspritze. Mit diesem System konnte man händisch so lange pumpen und löschen, bis der nötige Druck im Dampfkessel erreicht war und dann auf Dampfbetrieb umschalten.

Zum 50-jährigen Bestandsjubiläum im Jahr 1919 wurde von der Wiener EOS-Filmproduktion eine Schauübung am Marktplatz gefilmt. Auf 122,5 Metern Nitrofilm wurde ein, handcolorierter" Stummfilm mit deutschen Zwischentiteln, aufgenommen von sechs verschiedenen Kameras und aus diversen Kamerapositionen, erzeugt. 1988 erhielt das Österreichische Filmarchiv in Laxenburg diesen Film in einer Blechrolle zur Aufbewahrung. 1998 konnte unter schwierigen Bedingungen eine Kopie im VHS-Format erstellt werden. 2002 wurde eine elektronische Kopie auf DVD gespeichert und einzelnen Sequenzen mit Tonspuren aus anderen Übungen der Feuerwehr unterlegt.

In den 1970er-Jahren und somit über 100 Jahre nach ihrer Gründung präsentierte sich die Freiwillige Feuerwehr Perchtoldsdorf als moderne Einsatztruppe, weit entfernt von ihren Anfängen als kleine Dorffeuerwehr. Um die neuen Aufgaben erfüllen zu können, wuchs die Zahl der Fahrzeuge und Ausrüstungsgegenstände. Nachdem die alte Unterkunft auf dem Marktplatz den Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnte, erwarb die Gemeinde unter Bürgermeister Dipl. Ing. Paul Katzberger in der Donauwörther Straße ein Grundstück.

Bereits 1955 hatte Engelbert Bär begonnen, ein Feuerwehrmuseum zusammenzustellen und konnte 1960 seine gesammelten Gegenstände im alten „,Feuerwehrdepot" im Rathaus erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Die Ausstellung war jedoch nur bei Veranstaltungen geöffnet, da neben den beiden Spritzen (Holzkastenspritze und Dampfspritze) auch das Tanklöschfahrzeug Steyr (Wüstensteyr) in der Garage untergebracht war. Im Zuge der Übersiedlung der Feuerwehr musste auch die Garage im Rathaus geräumt werden. Die Ausstellungsstücke wurden bei verschiedenen Kameraden untergebracht. Die beiden Spritzen wurden im Areal der Burg eingestellt.

Leider waren viele der ausgelagerten Exponate mittlerweile schwer beschädigt. Zur Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses war auch eine offentliche Ubung mit einem historischen Teil geplant. Dazu musste die Dampfspritze wieder einsatzbereit gemacht werden. Mitglieder des Eisenbahnvereines,„,Dampfer Walter" übernahmen die Wiederinbetriebnahme. EHBI Karl Distl war auch eifrig bemüht diverse Unterlagen aus dem Archiv der Marktgemeinde Perchtoldsdorf zu kopieren und im Feuerwehrmuseum auszustellen.

1986 übernahm EHBI Leopold Ruth die Verantwortung für das Museum. Er begann mit der systematischen Katalogisierung des Bestandes und setzte die Einrichtung des Museums fort. Im Jubiläumsjahr 1989 (120 Jahre FF Perchtoldsdorf) wirkte er an der Entstehung des Feuerwehrbuches mit und gestaltete auch das Festabzeichen. EHBI Leopold Ruth war auch für den NÖ Landesfeuerwehrverband tätig. Dazu arbeitete er eng mit dem Archivar des NÖLFV Dr. Hans Schneider zusammen. 1991 fand die jährliche Tagung der NÖ Feuerwehrarchivare in Perchtoldsdorf statt. Nachdem EHBI Leopold Ruth seine Funktion als Feuerwehrarchivar 1995 zurücklegte, erhielt EV Friedrich Maca von EBR Drexler den Auftrag das Museum zu betreuen. Gemeinsam mit EOBM Rudolf Nowak und FT Ralph Nowak wurde das Museum zum größten Teil umgestaltet. Weitere Unterstützung leisteten die Kameraden HBM Josef Nigl, EBM Helmut Post und HLM Ing. Thomas Kopriva.